Kommentar

Wenn man in die Situation gerät, Äpfel mit den Bildern von Äpfeln zu vergleichen, sollte man schnell feststellen, dass das Bild dem Apfel nicht gewachsen ist, den Apfel als Apfel nicht ersetzen kann und muss; ein Apfel ist ein Apfel, ein Bild ein Bild.

Aus dieser Perspektive betrachtet, findet die Kritik von Friedrich Forssman >>, die in der Aussage „Zur Ästhetik des E-Books kann ich gar nichts schreiben, denn es gibt sie nicht“ mündet, volle Zustimmung, hebt sie doch im Wesentlichen auf Aspekte ab, die dem virtuellen Medium nicht zu eigen sind.

(Die Kritik an Forssman ließ nicht lange auf sich warten. Auf der Website zur “Electric Bookfair” >> findet sich ein kostenloses E-Book zur Debatte.)

David Gelernter geht in seinem anregenden und lesenswerten Artikel noch weiter und spricht in der FAZ gar von der Vernichtung des Ästhetischen >>

Es gibt aber Anlass zur Hoffnung, denn es wäre natürlich unsinnig, den auf einem Bildschirm angebotenen Inhalt mit einem Buch, einem körperlichen Buch vergleichen zu wollen, ohne diesen Vergleich entsprechend einzugrenzen. Und gerade die Fähigkeit, diese Eingrenzung vornehmen zu können, stellt den Garanten für den Fortbestand des gedruckten Buches dar.

Das E-Book kann und soll das Buch nicht ersetzen, wie ja auch Zeitung, Hörfunk, Film und Fernsehen das Buch nicht ersetzen oder die Schreibmaschine die Handschrift ersetzt hat.

Dass die für elektronische Titel irreführende Bezeichnung “E-Book” die Lage nur verschärft, liegt auf der Hand.

Betrachtet man die Möglichkeiten elektronischer Lesesysteme, ohne auf einen Vergleich mit dem Buch abzuheben, taucht doch das ein oder andere Merkmal auf, das diese Systeme als berechtigte Ergänzung der medialen Vielfalt präsentieren. Im günstigen Falle ergänzen elektronische Titel das Angebot an Medien und erfahren ihre Berechtigung aus dem Schöpfen ihrer Möglichkeiten.

Gefragt ist hier die Vermittlung von Medienkompetenz, die Begünstigung der Entwicklung einer Medienkultur. Der Kampf der Systeme findet dort statt, wo der Leser um seine Entscheidungsfreiheit gebracht wird, weil er nicht gelernt hat, den einzelnen Medien ihren jeweiligen Platz, ihren jeweiligen Stellenwert beizumessen oder ihre gesellschaftspolitischen Zusammenhänge zu erfassen.

Und gerade an diesem Punkt will ich die Gebildeten auffordern, nicht aufzuhören, ihre Erfahrung in freundlicher Form weiterzugeben, ohne zu diskreditieren.